Der Zufall fügte es, dass ich im Jahr 1978 auf Hans Meids Radierzyklus „Don Juan“ aufmerksam wurde und um die gleiche Zeit der vorbildlich gestaltete Œuvre-Katalog der Druckgrafik des Künstlers von Ralph Jentsch erschien. Vom Werk Hans Meids tief beeindruckt, machte ich mich daran, als Ergänzung zu Jentschs Œuvre-Katalog eine umfassende Monografie über Leben und Werk des Künstlers zu schreiben. Möglich war das nur durch die in jeder Weise großzügige Unterstützung von Hans Meids Sohn, Max Meid, Architekt in Frankfurt am Main. Bei unseren Gesprächen erwähnte Max Meid öfters, wie sehr seinem Vater die Förderung des künstlerischen Nachwuchses auf dem Gebiet der Illustration am Herzen gelegen hätte. Über Nacht kam mir dann 1993 die Idee, das Anliegen Hans Meids zu realisieren und eine Stiftung ins Leben zu rufen. Voraussetzung dazu war die Zustimmung und Finanzierung des Vorhabens durch Max Meid. Im Mittelpunkt der Stiftung sollten regelmäßige Wettbewerbe mit gut dotierten Preisen für herausragende Illustrationswerke stehen. Ich schrieb Max Meid einen ausführlichen Brief, und nach 48 Stunden erhielt ich telefonisch seine Antwort:
„Ich habe zweimal über Ihren Vorschlag geschlafen, wir machen das.“
Da alle von uns befragten Persönlichkeiten spontan ihre Mitwirkung zusagten, konnten wir am 7. November 1993 anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten ’30 Jahre Illustration 63′ in Memmingen eine Gründungssitzung abhalten und die vorläufigen Statuten der Stiftung festlegen. Jetzt galt es, möglichst bald die Anerkennung der Stiftung durch den Regierungspräsidenten in Frankfurt zu erlangen. Man prophezeite uns, dass dies lange dauern würde, aber der Name Meid machte es möglich, dass die Anerkennung bereits im Oktober 1993 vorlag.
Prof. Dr. Franz Hermann Franken
Meinem Vater, Hans Meid, war es stets ein Anliegen, Grafik und Buchillustration einen hohen Stellenwert in der Arbeit der Künstler und in der Kunstgemeinde zu verschaffen und damit auch zugleich beim Nachwuchs für diese Zweige des Kunstschaffens Interesse zu wecken und junge Künstler zu fördern. Das brachte mich auf den Gedanken, dabei maßgeblich angeregt durch die umfassende Monografie über Hans Meid von Franz Hermann Franken, eine Stiftung zur Förderung begabter Künstler und Studenten auf dem Gebiet der Buchgrafik und der Buchillustration zu gründen, und zwar durch regelmäßige Preis- und Förderpreisverleihungen für außergewöhnliche Illustrationswerke.
Außerdem sollte das herausragende Lebenswerk von Buchillustratoren mit Ehrenmedaillen ausgezeichnet werden. Hatte ich zunächst eher ein geringeres Interesse für dieses Anliegen erwartet, so überraschte mich, wie schnell sich der Gedanke im Jahr 1993 in die Tat umsetzen ließ, dieses nicht zuletzt deshalb, weil es gelang, namhafte Künstler der grafischen Buchkunst und besondere Kenner dieses Genres für das Kuratorium der Stiftung, das gleichzeitig die Jury bildete, zu gewinnen. Mit Ehrenmedaillen, Preisen und Förderpreisen hat die Hans-Meid-Stiftung inzwischen ihre Spuren in der deutschen Kunstlandschaft gelegt.
Max Meid